Es ist schon immer eine riesige Freude, die Wurzelkinder durch den Wald flitzen zu sehen. Doch wenn sich ein Sams im Dickicht versteckt, ein Panda mit dem Feuerwehrmann rutscht, sich Clowns und Dinosaurier beim Breznangeln rangeln und die Zahnfee jeden verzaubert, der aus der Reihe tanzt, dann ist das eine ganz besondere Zeit im Waldkindergarten.
Gespannte Freude und Aufregung liegt in der Luft, denn die verschiedenen Rollen beeinflussen die Gemüter der Kinder und setzen erwartungsgeladene Energien frei. Steht an anderen Waldtagen das Freie Spiel klar im Vordergrund, wird an Fasching gern die Spielekiste geöffnet und mal ordentlich auf den Putz gehauen. Topfschlagen, Schnitzeljagd und Luftballontänze – da leuchten die närrischen Augen.
Bei der Brotzeit wird dann mit spitzen Zungen die Marmelade aus den Krapfen geschleckt und das ein oder andere Kostüm auch mal kurz beiseitegelegt, um sich eine Pause von der einnehmenden Rolle zu gönnen. Manchmal möchte man dann doch einfach wieder ‚Ich‘ sein.
Nicht nur an Fasching gab es dieses Jahr einen Rollenwechsel im Uffinger Waldkindergarten. Ein neuer Vorstand wurde gewählt und wir gratulieren Valentin Popp (1. Vorstand), Nils Claussen (2. Vorstand) und Benedikt Heinrich (Kassier) und freuen uns auf eine neue Vorstandsära.
Gleichsam bedanken wir uns von ganzem Herzen bei Angela Lutz, die mehr als fünf Jahre die Rolle des 1. Vorstands in unserem Waldkindergarten innehatte und mit ihrem beseelten Engagement einen überaus fruchtbaren Boden berei-tet hat.
Und so – faschingsgetränkt und mit neuem Vorstand – schwingen sich die Wurzelkinder in den erwachenden Frühling. Die Handschuhe werden nach und nach abgelegt, die Stimmen bei den morgendlichen Liedern werden kräftiger und die Ideen vielfältiger. Mit der richtigen Klamotte werden neue Schlammrutschen getestet, Steine werden gespalten, um deren Inneres zu untersuchen, und die sprießenden Blümchen werden feierlich willkommen geheißen. Alle freuen sich über das wiedergekehrte Licht.
Ist gerade während der Eingewöhnungszeit ein stetiges Bastelangebot sehr wichtig, um im Besonderen die jungen Wurzelkinder abzuholen und ihnen Halt zu geben, lässt sich in der stär-ker werdenden Frühlingssonne schnell erkennen, dass sich nun Freundschaften bilden und mit ihnen eigene Spielideen. Stöcke werden Zauberstäbe, Schwerter und Pistolen, Tannenzapfen werden Salz und Pfeffer und Rindenstücke werden Boote. Ohne überflutende Reize spielen die Kinder in einer Fülle aus Angeboten – die sie sich selbst erschließen dürfen. Etwaige Langeweile wird weggeschaukelt oder die Wurzelkinder laden sich gegenseitig zu Theaterstücken im Baumhaus ein, deren Inhalt sie allerdings erst ent-
wickeln, wenn das Publikum ungeduldig fragt, wann es denn nun endlich losgeht.
Kinder handeln wie die Natur – im Moment und unbewusst. Sie tun es einfach. Wenn ihnen ein geschützter Rahmen gegeben wird, in dem sie frei von Erwartungen, frei von Terminen, frei von medialer Ablenkung und frei von Vorgaben sein dürfen, dann entsteht ein nahezu unglaubliches Potential an Selbstorganisation. Sie spielen was und mit wem sie wollen. Und während sie das tun, singen und konstruieren sie, denken und sprechen sie, setzen sich mit anderen auseinander, lernen Regeln und erfüllen Pflichten – und das alles ganz von selbst.
Der Waldkindergarten wünscht allen einen wundervollen Frühling und Frohe Ostern!
„Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!“
aus ‚Über die Geduld‘
von Rainer Maria Rilke
Christina Taffertshofer
Weitere Informationen
unter www.wurzelkinder-uffing.de
(veröffentlicht in Hoagart 11 | April 2024, siehe unten, Seite 22)
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April 2024
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