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Die Uffinger „Kylix“

Die Uffinger „Kylix“

Die Uffinger „Kylix“

Information
Bürger | veröffentlicht am: 30 Dezember 2022 | bearbeitet am: 30 Dezember 2022

Die Besiedlung unserer Heimat ist erst nachgewiesen in der Bronzezeit ca. 2000 – 1200 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die Menschen wussten mit Metallen umzugehen. 

Die Kenntnis und auch das Material, aus Kupfer und Zinn Bronze herzustellen, kamen aus den östlichen Mittelmeerländern. Die wertvolle Bronze wurde zuerst zu Schmuck, Kultgegenständen und Waffen verarbeitet. Später wurden daraus auch Gebrauchsgegenstände gefertigt. Das Wissen in dieser Zeit wurde noch nicht aufgeschrieben, stammt aber aus den Funden in den Gräbern und Hügelgräbern, die auch in Uffings Umgebung wie im Schinderfilz und auf dem Willing gefunden wurden.

Der Archäologe Julius Naue hat in den Jahren 1885 – 1887 im Staffelseegebiet und im Weilheimer Bezirk ca. 200 Gräber entdeckt. Auf Uffinger Flur waren es 57 Hügelgräber, u. a. auch in Obernach, auf der Sonnenleite, am Reis, Oberholz und Galveigen. Gefunden wurden Grabbeigaben wie Nadeln, Messer, Knöpfe, Golddrähte, eine Bronzesitula (eimerförmiges Gefäß) und Tongefäße. Über die im Schinderfilz gefundenen Bronzeeimer wurde bereits im Hoagart, Heft Nr. 3 berichtet. Als besondere Seltenheit gilt eine kunstvoll gedrechselte Holzschale mit Speiseresten (Käse, Met, Mus) aus einem Grab am Willing bei Uffing. Die Funde befinden sich zum größten Teil in der prähistorischen Staatssammlung in München.

Zur griechisch-hölzernen Trinkschale - die Kylix von Uffing

„Hölzerne Gegenstände, die eindeutig auf der Drechseltechnik beruhen, sind für das zweite Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung (v.u.Z.) noch nicht nachweisbar. Die ältesten bekannt gewordenen und vollständig gedrechselten Holzgefäße entstammen etruskischen Hügelgräbern aus dem achten und siebten Jahrhundert v.u.Z. Aus Griechenland selbst liegen für diese Zeit keine Funde vor. Es ist jedoch einem außerordentlich glücklichen Umstand zu verdanken, daß in einem Hügelgrab der späten Hallstattzeit ein gedrechseltes Holzgefäß erhalten blieb.

In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts fand der Ausgräber Julius Naue im Verlaufe von Grabungen bei Uffing, in der Nähe des Staffelsees, in einer Tiefe von 95 Zentimetern des ergrabenen Hügels im festen Diluviallehm eine umgestürzte Bronzesitula. In ihr befand sich als Totenbeigabe eine kleine, gedrechselte Fußschale in unversehrtem Zustand, die der Ausgräber schon als Trinkgefäß mit antikem Gepräge deutete. Der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand ist darauf zurückzuführen, daß der Bronzeeimer das hölzerne Gefäß gegen den äußeren Druck des Erdreiches schützte und außerdem in der Umgebung Moorboden vorherrschte.

Die an eine Kylix erinnernde Schale maß nur 124 mm im Durchmesser und 55 mm in der Höhe. Naue war sich der Bedeutung seines Fundes wohl bewußt, als er sagte, daß „ein Hauch antiken, hellenischen Geistes …um diese schöne, maßvolle Form“ wehe. Die gesamte Komposition ist von außergewöhnlicher Schönheit. Der sanft anschwellende Fuß mündet in eine knappe Zylinderform, die den Rastpunkt bildet für die ansetzend bauchige Schale. Filigran gereihte Rippenbündel umschließen in bewußter Gliederung das Gefäß und geben der Form eine straffe Spannung, die ausschwingend zum Rand des Kelches strebt. Ein freigedrehter, profilierter Ring umspielt, einem edlen Reif gleich, den Fuß des Gebildes.

Besondere Bewunderung erregt die lückenlose und feinnervige Beherrschung der technischen Mittel. Sowohl an den gereihten Rippen als auch an dem angedrechselten, profilierten Fußring ist erkennbar, daß der griechische Drechsler außer einem sicheren Formgefühl die Fähigkeit und Erfahrung besaß, mit einer größeren Zahl spezialisiert zugerichteter Werkzeuge sorgfältig umzugehen.

Julius Naue fertigte nach der Ausgrabung eine Skizze des Fundstückes an, da zu vermuten war, daß auf Grund der unzureichenden Konservierungsmethoden eine Deformierung eintreten würde.“
(Naue hatte recht, das Originalstück ist heute leider infolge ungenügender Konservierung verbogen und geschrumpft.)
„Naue hatte seinerzeit das Gefäß tüchtigen Drechslern gezeigt, die ihm versicherten, daß es ihnen nicht möglich wäre „derart scharfgezogene Rippen herzustellen“. Naue und andere Sachverständige vertreten die Auffassung, daß die Trinkschale griechischen Ursprungs ist und auf dem Handelswege in das nördliche Voralpengebiet gelangte.“
(Quelle: Aus dem Fachbuch von Helmut Flade „Holz - Form und Gestalt“)

Im Heimatmuseum Uffing ist in der Ausstellungszeit 2023 eine meisterhaft von Peter Buchner angefertigte Nachbildung der Kylix zu sehen.

Franz Huber

Fotos © Heimatmuseum Uffing, grafische Umsetzung Redaktion Hoagart

(veröffentlicht in Hoagart 06 | Januar 2023, siehe unten, Seite 33)

 

Januar 2023

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Redaktion (ehrenamtlich)
Sascha Chowdhury (Redaktion Hoagart)
Redaktionsteam: Sascha Chowdhury (Redaktionsleitung, Bürger, Gewerbe, Kommune), Franz Huber (Kunst und Kultur), Reinhard Mook (Natur und Philosophie)

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