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Waldkindergarten Uffing - Regenzeit im Nadelkleid

Waldkindergarten Uffing - Regenzeit im Nadelkleid

Waldkindergarten Uffing - Regenzeit im Nadelkleid

Information
Bürger | veröffentlicht am: 30 Juni 2023 | bearbeitet am: 01 Juli 2023

Wie die Uffinger Wurzelkinder im Regen lachen 

So viel Regen! Ein genervtes Stöhnen mag dem einen oder anderen Wurzelkind in den letzten Monaten am Morgen gewiss einmal entwichen sein, wenn wieder die komplette Matschgarnitur angesagt war. Gummistiefel, Matschhose, Regenjacke, Schal, Mütze, vielleicht sogar Handschuhe - und das Ende Mai!
Die Ach stieg und stieg, der Himmel grau und dicht … das schlägt schon mal auf die Gemüter.

Doch kaum am Treffpunkt angelangt, wurde sich über die vielen Weinbergschnecken gefreut, die Gummistiefel mit kräftigen Sprüngen tief in den Pfützen versenkt und die reißende Strömung der Ach sowie der neue Weg, der an ihrem Ufer entlang wegen der Verlegung „komischer Kabel“ mit dem Bagger erneuert wurde, bewundert.

Im Wald angelangt, wurde dann erst noch ein schönes Lied gesungen, das von dem Gezwitscher der Vögel und dem Läuten der Kuhglocken begleitet wurde, und los ging’s:
Die Holzrutsche rutschte besonders gut, wenn sie frisch eingeregnet und die Matschhosen schon etwas eingeschlammt waren. Sobald das dann ausgeschöpft war, wurden Gießkannen am Lehmhang ausgeschüttet und sich mit Anlauf draufgestürzt. Das rutschte dann sogar noch besser.

Manche machten sich den schönen nassen Lehm auf andere Weise zunutze und töpferten, was das Zeug hielt. Wie kalt die Hände auch waren - die kleinen Skulpturen mussten fertiggestellt und am Feuer getrocknet werden, damit sie auch ja vor den Pfingstferien mit nachhause genommen werden konnten.
Wem das Ganze doch zu nass und matschig war und wer sich vielleicht sogar noch immer erfolgreich gegen die Matschgarnitur gewehrt hatte, der konnte sich in der Jurte ratschend und malend, bastelnd und Witze erzählend aufwärmen. Auch Geschenke ließen sich unter Regengeprassel in der Jurte wunderbar gemütlich vorbereiten. Zum Vatertag gestalteten die Wurzelkinder kleine Räuchermischungen, aus geraspeltem Zirbenholz, Fichten- und Tannennadeln, Beifuß und Rosenblütenblättern, die sie selbst in kleinen Beuteln zusammenstellten. Und zum Muttertag ging es in den Heimwerker-Bauwagen am Sonnenplatz und jedes Kind schliff und ölte ein Zwetschgenbrett für seine Mama.

Als das Geprassel des Regens leiser wurde und sogar der eine oder andere Sonnenstrahl seinen Weg zu den Wurzelkindern fand, konnten wir Augen- und Ohrenmerk auf die wunderbaren Vögel richten, die uns umgaben. Vom Kuckuck und dem Specht umrahmt, beobachteten wir Blau-, Kohl- und Haubenmeisen, wie sie in ihren Brutkästen verschwanden und wir sahen seltene Baumläufer, die sich geschwind an den Futterstellen bedienten. Spatzen und Kleiber saßen auf ihren Ästen und man war sich manchmal nicht sicher, wer hier eigentlich wen beobachtete.
Es ist ein Miteinander. Der Wald, die Kinder, die Betreuer.
Ein sich Wahrnehmen und Achtgeben. Vielleicht auch mal ein Übersehen und Übergehen, doch im Grunde dann auch immer ein Verstehen.
Ein Ort, der jeden Tag neu entdeckt wird, obwohl er so vertraut ist.
Kinder, Menschen, die sich jeden Tag kennenlernen, obwohl sie sich schon kennen.
Der Wald bleibt, wie die Kinder, im Moment. Und das ist unheimlich bewegend.
So mag es regnen, oder eben nicht…

Der nächste Moment kommt bestimmt.

Weitere Infos unter www.wurzelkinder-uffing.de 

Christina Taffertshofer

(veröffentlicht in Hoagart 08 | Juli 2023, siehe unten, Seite 29)

 

Juli 2023

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