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Pflanzen, Tiere, Landschaft (Folge 45)

Pflanzen, Tiere, Landschaft (Folge 45)

Pflanzen, Tiere, Landschaft (Folge 45)

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Bürger | veröffentlicht am: 25 März 2022 | bearbeitet am: 26 Juni 2022

Der Löwenzahn – die anpassungsfähige Pusteblume

Für die Besucher aus der Stadt ist das gelbe Blütenmeer einer Löwenzahnwiese immer noch der Inbegriff einer ländlichen Frühlingswiese. Aber sogar um den Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale) muss man sich langsam Sorgen machen. Durch die intensivere Landnutzung profitierte diese Pflanze in den letzten Jahrzehnten und bildete regelrechte Monokulturen, da viel Dünger vertragend und durch eine kräftige Pfahlwurzel vor Bodenverdichtung gut geschützt. Inzwischen erfolgt die erste Mahd meist vor der Blütezeit der Pflanze und so fehlt der wichtige Pollenlieferant für Insekten und der anpassungsfähige Korbblütler geht bei zunehmend kurzstieligerem  Wuchs in manchen Gebieten schon zur Selbstbestäubung über. Es ist nicht verwunderlich, dass auch die Löwenzahnwiesen schleichend verschwinden.

Fast auf der ganzen Welt zuhause

Die bekannten „Fallschirmsamen“ (Pusteblume), siehe Foto rechts oben, verbreiten sich durch den Wind sehr effektiv und keimen nahezu auf jedem Boden, siehe Foto rechts unten auf blankem Kies. Durch diese Strategie hat sich der Löwenzahn von Zentralasien kommend über die gesamte nördliche Halbkugel mit Ausnahme der tropischen und subtropischen Gebiete ausgebreitet. Die Art

T. tibetanum kommt noch in 4500 m über dem Meer vor. In der Regel bildet sich die Pflanze mit ihren Blättern als Rosette aus, kann aber bei Konkurrenz lange Blätter und Blütenstiele ausbilden, um an das Licht zu gelangen.

Blatt- und Blütenstängel und vor allem die Pfahlwurzel enthalten einen weißen, bitteren Milchsaft, der schon seit früher Zeit für Heilzwecke, besonders bei Leber- und Gallenleiden Verwendung fand und ein frischer Löwenzahnsalat im Frühling ist bestens zur Blutreinigung geeignet. Der Milchsaft ist außerdem mit dem Kautschuk verwandt und dessen Isolierung wurde bis in die 1970er Jahre untersucht. Erst in neuerer Zeit geht die Forschung daran weiter, um mit neuen Züchtungen ergiebigere Pflanzen zur Gewinnung des natürlichen Gummis zu erhalten.

Unglaubliche Artenvielfalt

Haben Sie aufmerksam gelesen, ist Ihnen sicher aufgefallen, dass ich von Arten spreche. Und in der Tat ist der für den Laien einförmig erscheinende Löwenzahn in einer unglaublichen Fülle an Arten verbreitet. Dies überfordert auch viele Botaniker und so gibt es kaum Spezialisten für diese Pflanze.

Auf unseren Löwenzahnwiesen gedeihen in der Regel nur 5 verschiedene Arten. Darunter auch der hier gezeigte Wiesen-Löwenzahn. Bei ihm handelt es sich aber bereits um eine Gruppe von 23 Arten. Diese Gattung Taraxacum officinale wird erst seit 1913 beschrieben und findet sich standardmäßig als Nominatform in jedem Pflanzenführer.

Die Spezialisten unterteilen die vielen Löwenzahnarten in sogenannte Sektionen mit ihren einzelnen Arten.

So sind für Bayern elf Sektionen mit zusammen 185 Arten beschrieben. Im Verbreitungsatlas der Blütenpflanzen Bayerns finden sich immerhin elf Arten. Weltweit ist die Pflanze in 36 Sektionen aufgeteilt, von der auch viele Spezialisten sagen, sie seien mit Vorbehalt anzusehen.

Für eifrige Forscher ist es sehr reizvoll, neue Arten zu entdecken und zu beschreiben und so mancher schießt dabei über das Ziel hinaus und nach weiteren Überprüfungen muss die Neuentdeckung wieder zurückgenommen werden.

Die Löwenzahnblätter rechts unten stammen alle von der selben Pflanze und zeigen jedes die Blattform einer anderen Art. Wie soll man sich dies erklären? Fachleute sagen: durch Bastardisierung. Die Pflanze unten zeigt auf dem mageren Kiesgrund die typischen, tiefgeschlitzten Blätter einer Art aus der Sektion ruderalis. Im Winter gab ich ein paar Krümel Komposterde drauf und erhielt im nächsten Frühjahr ein wucherndes Exemplar. Es lag am Nahrungsmangel im Vorjahr.

Richard Brummer, Text und Fotos

(veröffentlicht in Hoagart 03 | April 2022, siehe unten, Seite 46 bis 47)

 

April 2022

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