Ein besonderer Frühlingsbote in unserem Naturschutzgebiet – und stark gefährdet
Metallisch schimmernde Flügel, eine markante Federhaube am Hinterkopf – der Kiebitz ist ein echter Hingucker.
Und stark gefährdet. Im Jahr 2024 ist er zum zweiten Mal nach 1996 durch den bayerischen Naturschutzverband LBV mit seinem bundesweiten Partner NABU zum Vogel des Jahres gewählt worden. Der Kiebitz, auch „Muttergottestaube“ in ländlichen Gegenden genannt, trägt seinen Namen aufgrund seines einprägsamen „Ki-witt“-Rufes.
Bei seinen beeindruckenden Balzflügen dreht der „Gaukler der Lüfte“ Schleifen über seinem Revier, lässt sich in akrobatischen Flugmanövern gen Boden fallen und ruft dabei weit hörbar seinen markanten Ruf.
Steckbrief
Aussehen
Der Kiebitz ist ein schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Regenpfeifer. Sein Gefieder glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Zudem sind die Federholle auf dem Kopf und die breiten gerundeten Flügel auffallend. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich, jedoch ist die Federholle des Männchens länger und das Brustband einheitlich dunkel gefärbt.
Größe: 28-31 cm groß, Flügelspannweite 67-72 cm.
Verhalten
An ihrem Brutplatz kann man Kiebitze immer wieder bei auffälligen Flugmanövern beobachten. Dabei drehen sie Schleifen über dem Revier, stürzen sich in akrobatischen Flugmanövern gen Boden und rufen dabei weit hörbar.
Die Paarungszeit der Kiebitze ist vergleichsweise ausgedehnt. Je nach Witterung schwankt der Legebeginn zwischen Anfang März bis Juni. Die Hauptbrutzeit findet in den Monaten April und Mai statt. Vor dem Brüten baut das Männchen in einer Mulde am Boden das Nest, welches es mit Gras auspolstert. Mit diesem sogenannten „Scheinnisten“ wollen sie die Weibchen von ihren Nestbau-Qualitäten überzeugen.
Gut getarnt legt das Weibchen in der Regel vier Eier, aus denen die Küken nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen. Als Nestflüchter machen diese sich schnell selbstständig und gehen auf Nahrungssuche.
Lebensraum
Kiebitze bevorzugen Flächen mit kurzer Vegetation ohne dichtere Gehölzstrukturen oder Sichtbarrieren in der Nähe. Daher konnte man sie ursprünglich vor allem in Mooren und auf Feuchtwiesen finden. Heute haben sich Kiebitze zum Teil an den Menschen und den damit einhergehenden Flächenverlust angepasst und brüten in manchen Gegenden auch auf Äckern, wo die Brut dann aber oft überfahren wird, wenn keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Gefährdung
Früher noch sehr häufig zu sehen, ist der Kiebitz aus vielen Agrarlandschaften verschwunden. Zu den Hauptursachen zählt der Verlust seiner Lebensräume. Vor allem durch Trockenlegung von Feuchtwiesen und eine intensivere Landwirtschaft sind die Bestände massiv zurückgegangen, auch in der Staffelseeregion. Starkregenereignisse, Fressfeinde und Störungen durch Freizeitbetrieb sind weitere Gefährdungsfaktoren.
Im Jahr 1985 brütete der Kiebitz und sogar der Große Brachvogel zum letzten Mal in den Uffinger Achniederungen südlich der 1981 errichteten Bahlsenbrücke. Heute kann man den Kiebitz nur noch im Wiesenbrütergebiet westlich des Staffelsees vereinzelt sehen, die Bruten in den vergangenen Jahren waren jedoch nicht erfolgreich. Ohne gezielte Schutzmaßnamen wird der Kiebitz im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in den nächsten Jahren voraussichtlich aussterben.
Verbreitung und Bestandsentwicklung
Gefährdungsgrad: in Bayern und ganz Deutschland stark gefährdet (Rote Liste 2)
Bestandszahl Deutschland:
42.000-67.000 Brutpaare (abnehmend)
Bestandstrend:
Minus 93 % zwischen 1980 und 2016
Bestandszahl Bayern: etwa 6.000-9.500 Brutpaare (abnehmend)
Schutzmaßnahmen
Um das Verschwinden der Kiebitze aus unserer Region auf Dauer zu verhindern, genügt es nicht, den derzeitigen Status quo zu halten. Vielmehr müssten spezielle und ausreichend große Flächen entwickelt werden, die einen möglichst idealen Bruterfolg ermöglichen. Nur so könnten sich die Populationen wieder erholen.
Zugverhalten
Die in Deutschland brütenden Kiebitze sind Teilzieher. Das bedeutet, dass ein Teil der Kiebitze unter milden Witterungsbedingungen in Deutschland überwintert und ein anderer Teil in die Wintergebiete in Frankreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden zieht. Weitere Kiebitze aus östlichen und nördlichen Gefilden überwintern an Deutschlands Küsten.
Nahrung
Der Kiebitz hat ein vielseitiges Nahrungsspektrum, frisst aber vor allem Insekten und deren Larven. Daneben können auch Regenwürmer, Getreidekörner sowie Samen und Früchte von Wiesenpflanzen als Nahrungsbestandteile dienen.
Hans-Georg Frühschütz,
Naturschutzwacht Uffing
Foto oben: Kiebitz bei seiner Leibspeise © LBV/Bildarchiv
Literatur:
NABU Newsletter vom 08.02.2024
https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/kiebitz/
LBV, Regionalgruppe Garmisch-Partenkirchen/Weilheim-Schongau, Piepmatz Heft 32, 2024, Artikel Vogel des Jahres 2024: Der Kiebitz
(veröffentlicht in Hoagart 11 | April 2024, siehe unten, Seite 55)
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