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Ist Nutztierhaltung nachhaltig?

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Ist Nutztierhaltung nachhaltig?

Information
Bürger | veröffentlicht am: 01 Oktober 2023 | bearbeitet am: 01 Oktober 2023

Monika von Haaren im Gespräch
mit Sepp Hirschvogl

Landwirte werden oft gefragt, warum sie Vieh halten und nicht Ackerbau betreiben. Viehzucht sei doch schlecht fürs Klima und die für den Futteranbau verwendeten Flächen könne man für die Erzeugung von Getreide nutzen. Das passt aber nicht für alle Betriebe. 

Milchviehbetriebe und Ackerbaubetriebe sind hoch spezialisiert und eine Betriebsumstellung sehr aufwändig und teuer. Landwirte überlegen es sich darum sehr gut, auf welchen Produktionszweig sie ihren Betrieb ausrichten wollen. Die Entscheidung basiert auf den natürlichen Gegebenheiten wie Boden und Klima und ist häufig historisch gewachsen.

In der Gemeinde Uffing gibt es nur wenige Flächen, die für den Ackerbau und somit für den Anbau von Getreide, Gemüse oder Hackfrüchten geeignet sind. Menschen können bekanntlich kein Gras essen. Darum haben unsere Vorfahren die Flächen als Wiesen und Weiden für die Lebensmittelproduktion nutzbar gemacht und sich frühzeitig auf die Viehhaltung spezialisiert. Die tierische Erzeugung, sei es zur Milch- oder Fleischproduktion, ist die tragende Säule der Landwirtschaft in unserer Gemeinde. Wichtig ist uns die nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen, um den Betrieb „gesund“ an die nächste Generation übergeben zu können.

Der Ackerbau hängt auch sehr stark von der Witterung ab. Besonders im Alpenvorland mit den schweren Sommergewittern und starkem Hagel kann die komplette Jahresernte innerhalb kurzer Zeit vernichtet werden. Die Wiesen und Weiden erholen sich dagegen relativ schnell und das Risiko, die komplette Jahresernte zu verlieren, ist für mich als Milchbauer geringer.

Wichtig ist auch zu wissen, dass es in Bayern seit dem 1. August 2019 grundsätzlich für jedermann verboten ist, Dauergrünland in Ackerland oder Dauerkulturen umzuwandeln. Das Naturschutzrecht schränkt dadurch die freie Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe ein. Es wäre also nicht erlaubt, unsere Wiesen oder Weiden zu pflügen, um dort beispielsweise Getreide anzubauen.

Aus meiner Sicht ist die Nutztierhaltung auch wichtig, um Ackerfrüchte aus anderen Regionen nachhaltig zu verwenden. Wenn bestimmte Qualitätsanforderungen z. B. bei Getreide nicht erreicht werden, bleibt nur die Veredelung über den Futtertrog. Es können auch die Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung (z. B. Kleie, Biertreber, Molke) durch Nutztiere für die menschliche Ernährung nutzbar gemacht werden. Zugleich fällt Wirtschaftsdung an, der für das Wachstum der Pflanzen benötigt wird. Tiere schließen damit Nährstoffkreisläufe und sparen Mineraldünger ein.

Erst kürzlich habe ich gelesen, dass Nutztiere zu etwa 86 Prozent Pflanzenmasse fressen, die nicht für den Menschen essbar ist. Im landwirtschaftlichen Pflanzenbau und der Lebensmittelverarbeitung fallen laut BRS e. V. (Bundesverband Rind und Schwein e. V.) rund 4 Kilogramm nicht essbare Pflanzenmasse je Kilogramm pflanzlichem Lebensmittel an. Dabei ist die im Haushalt täglich weggeworfene Biomasse noch nicht mitgerechnet. Früher war es üblich, dass Schweine oder Hühner mit Garten- oder Essensabfällen gefüttert und die tierischen Produkte im eigenen Haushalt verwendet wurden. Heutzutage kann natürlich nicht mehr jede Familie ein eigenes Schwein im Stall halten. Darum ist Nutztierhaltung zur Verwendung aller Rohstoffe wichtig.

Die Ansicht von manchen Leuten, dass Nutztiere mit uns Menschen um die Nahrung konkurrieren, teile ich nicht. Seit Jahrtausenden versorgen die Nutztiere uns mit Nahrung, Kleidung, Energie, Dünger, Beschäftigung und Einkommen. Fleisch, Eier und Milch sind eine wichtige Quelle für hochwertige Proteine und lebenswichtige Nährstoffe. Wir Landwirte tragen dabei eine hohe Verantwortung in Bezug auf Tiergesundheit, Tierwohl, Umwelt- und Naturschutz. Immer mehr Menschen leben in Städten und wollen günstige und zugleich hochwertige Lebensmittel kaufen. Dabei sehen sie häufig nicht, mit welchen Herausforderungen wir als Landwirte heute zu kämpfen haben und mit wie viel Herzblut und Leidenschaft sich die ganze Familie für die Tiere und den Betrieb einsetzt. Aus meiner Sicht ist die Viehhaltung, wie wir und die anderen Landwirte sie in der Gemeinde Uffing betreiben, nachhaltig und wichtig, damit wir alle genug Essen auf dem Teller haben.

Monika von Haaren
Vorsitzende des Umweltbeirats

(veröffentlicht in Hoagart 09 | Oktober 2023, siehe unten, Seite 52)

 

Oktober 2023

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