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Richard Geiger - ein Leben am richtigen Platz

Richard Geiger - ein Leben am richtigen Platz

Richard Geiger - ein Leben am richtigen Platz

Information
Bürger | veröffentlicht am: 01 Oktober 2023 | bearbeitet am: 01 Oktober 2023

„Mein Name ist Richard Josef Geiger. Ich bin 1947 in Uffing geboren. Damals in der Hausnummer 78. 

Meine Eltern Anna und Jakob hatten eine kleine Landwirtschaft bis 1965. Zwei, drei Kühe und einen noch jungen Ochsen. Dieser gehörte dem Metzger und wurde von uns gefüttert, abgerichtet und diente zur Unterstützung für unsere eigene Arbeit.

Eingeschult wurde ich im Jahr 1953 bei Fräulein Jakobine Schuhmann.

Nach Abschluss in der achten Klasse, mit 14 Jahren, begann ich meine Lehre als Elektriker in Weilheim bei Elektro Kammermeier, die ich dann erfolgreich mit Gesellenbrief abschloss. Eigentlich wollte ich Werkzeugmacher werden. Ich hatte auch schon einen Lehrvertrag bei der Firma Heidolph, Vogelmühle. Aber Knall auf Fall ging diese Firma nach Amerika. Und somit war dieser Traum geplatzt.

An die harte Arbeit in den kalten Wintern, besonders in den unbeheizten Rohbauten ohne Fenster, die mit Installationen versehen werden mussten, erinnere ich mich gut. Insbesondere, dass ich viel gefroren habe. Mit 19 Jahren habe ich mich dann, wie viele zu dieser Zeit, bei der Flugzeugwerft in Oberpfaffenhofen, bei der Firma Dornier, beworben und wurde genommen. Dort habe ich dann, angelernt, als Flugelektrotechniker gearbeitet. Die Arbeit mit den Flugzeugen war hochinteressant – und das Arbeiten im Winter in den beheizten Räumen angenehm warm. Einige Zeit bin ich so unter der Woche täglich mit dem Bus, der ab Murnau auf der Strecke die ganzen Leute aufgesammelt hat, zur Arbeit zwischen Uffing und Oberpfaffenhofen hin- und hergependelt.

Bei meinem Wehrdienst in der 1. Gebirgsdivision habe ich eine weitere Ausbildung zum Tastfunker gemacht. Danach, 1968, bin ich zunächst wieder zurück zu Dornier.

Nach einer vorübergehenden Tätigkeit für ein Weilheimer Elektrobaugeschäft, bei dem ich unter anderem Antennen, Fernseher, Garagentore und Sanitärinstallationen eingerichtet habe, ging es dann, nach einem Tipp eines Kollegen, mit einer Festanstellung zum Baukonzern Dyckerhoff & Widmann, mit sehr guter Bezahlung, inklusive Kranken- und Sozialversicherung, bei täglicher Vergütung und Auslösung. Für zwei Jahre arbeitete ich so als Elektromonteur auf Baustellen zum Autobahnbrückenbau bei Ohlstadt. Insgesamt waren wir damals mit 300 Mann auf der Baustelle. Und da ich aus der Gegend war, gut organisieren konnte und nicht dauerhaft mit der Elektrik beschäftigt war, wurde ich noch mit der Organisation der zweiwöchentlichen Grillfeste beauftragt, inklusive Essensbeschaffung, Bier und allem Drum und Dran.

Seit 1966 spielte ich bei der Blaskapelle in Uffing als Bassist und Posaunist. Mit 22, nach dem Faschingszug, beim Ausklang im Griesbräu zu Murnau, ist mir dann gleich eine junge Frau, Beate, ins Auge gefallen. Kurzum, nach der Aufforderung zum ersten Tanz und ein paar später noch folgenden Stolpersteinen, sind wir dann dennoch zusammengekommen und bis heute immer noch beieinander.

Für Standard Elektrik Lorenz (SEL), Zweigstelle Weilheim, habe ich dann als Fernmeldeelektriker zunächst sechs Jahre lang Telefonanlagen von südlich von München bis Garmisch montiert.

Wenige Jahre später wurde ich dann Zweigstellenleiter für SEL und 1-Mann- Gebietsbetreuer von Bad Tölz bis Füssen und von Garmisch bis Starnberg. Meine Aufgabe, die Wartung von Telefonleitungen und Zugmeldeleitungen, führte mich im Außendienst über weite Strecken kreuz und quer und hoch hinaus, auch bis auf die Zugspitze – „Deutschlands höchster Revisor“, für die Münchner Kollegen „der Mann aus den Bergen.“

Nach 30 Jahren bei SEL, bekam ich einen Anruf aus der Niederlassung in München. Kurzum: Man bot mir eine Freistellung mit Abfindung an. Und so startete ich 2002 im Alter von 55 Jahren in meinen nächsten Lebensabschnitt.

Meine Frau Beate und ich haben 1972 in St. Nikolaus in Murnau geheiratet.

Im Alter von 30 Jahren musste ich dann schweren Herzens die Jugendkapelle aufgeben, in der ich acht Jahre zusammen mit meiner Frau musiziert habe, und habe ein bisschen mehr in den Pferdesport und die eigene Familie investiert.
Im Jahr 1977 kam dann unsere erste Tochter Tanja auf die Welt, gefolgt 1980 von unserer Gudrun und 1983 von unserem Gregor.

Seit 1971 habe ich schon Ponys gehabt. Ende der 70er Jahre bin ich auf Warmblüter umgestiegen. Erst eine Stute, dann das Jahr darauf eine zweite. Und von da an auch Turniersport mit Pferden. Alle Pferde waren immer hier am Hof im selbstgebauten Stall untergebracht.
Und sonntags sind wir mit der ganzen Familie mit der Kutsche ausgefahren.

2011, als die letzten beiden Pferde bereits 25 und 26 Jahre auf dem Buckel hatten, habe ich dann die Sache mit den Pferden aufgegeben.
Nachdem ich danach eine Zeit rumgesandelt habe, habe ich mich dann über vier Jahre von Grund auf mit der Renovierung des Geburtshauses „Zum Baderjackl“ beschäftigt, das wohl um 1600 erbaut wurde.

Jahre später bin ich dann bei einer Bergwanderung mit meiner Familie zur Brunnenkopfhütte, beim Schloss Linderhof, Holzschnitzarbeiten in der Natur begegnet. Diese waren wohl aus Spaß oder Langeweile von Forstarbeitern hinterlassen worden, wenigstens auf Tischhöhe abgeschnittene Holzstämme, aus denen oben „Schwammerln“ herausgeschnitzt waren. Gleich haben die Kinder und meine Frau gesagt, dass ich das doch auch mal probieren könnte. Zumindest Erfahrung im Umgang mit Werkzeug von meinen Sattlerarbeiten aus Pferdezeiten hatte ich ja bereits. Wieder zuhause ging es dann, nach einigen Vorbereitungen und ersten Erklärungen von Mr. Schnitz aus dem Internet, frisch ans Werk. Und was soll ich sagen, die Ergebnisse konnten sich gut sehen lassen. So gut, dass diese auch gleich bei anderen Anklang fanden. Das Holzschnitzen und das Arbeiten mit Holzrinde sind eine wunderbare Beschäftigung, die mir einfach viel Freude bereitet.

Auch als begeisterter Sportschütze habe ich das Ziel, in meiner Klasse „aufgelegt, V“ vielleicht noch zu Ehren zu kommen. Ansonsten wünsche ich mir für die ganze Familie, dass wir gesund bleiben und es möglichst noch lange so weitergeht.“

Sascha Chowdhury, nach einem Interview mit Richard Geiger am 23. August 2023

(veröffentlicht in Hoagart 09 | Oktober 2023, siehe unten, Seite 15)

 

Oktober 2023

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