Ich bin Regina Hirschvogl, 17 Jahre alt und lebe mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern in Uffing auf einem Bauernhof.
Als kleines Kind besuchte ich den Kindergarten Sonnenstein und anschließend die Grundschule in Uffing. Von der 4. bis zur 7. Klasse ging ich nach Garmisch in die Realschule St. Irmengard und anschließend an die Wirtschaftsschule, wo ich meinen Realschulabschluss machte.
Seit September dieses Jahres mache ich eine Ausbildung zur Landwirtin.
In Uffing bin ich im Trachtenverein und in der Musikkapelle aktiv.
Mein größtes Hobby jedoch seit meiner frühen Kindheit ist der Umgang mit den Tieren zuhause.
Mama und Papa erzählten mir, dass ich im Kinderwagen zu den Tieren geschoben wurde, weil ich mich dort schon immer gerne aufhielt.
Meine liebste Beschäftigung während der Stallarbeit war, sobald Mama und Papa in den Melkstand gingen, ein Kalb aus dem Iglu anzuhalftern und mit ihm spazieren zu gehen, ab und zu auch einen Besuch bei Oma abzustatten.
2014 kam ein Kalb auf die Welt und es konnte von unseren Tierärzten ziemlich schnell festgestellt werden, dass es unter natürlichen Umständen keine Überlebenschance haben würde, da es keine Milch verdauen konnte.
Das war für mich unvorstellbar und ich kümmerte mich jeden Tag mehrere Stunden um das Kalb und gab ihm den Namen Anja.
Gottseidank nahm es Wasser und festes Futter an. So wurde es jeden Tag kräftiger.
Ich begann mit Anja spazieren zu gehen und später auch auf ihr zu reiten.
Sie gehorchte absolut auf meine Stimme.
Die größte Leidenschaft von meinem Papa ist die Rinderzucht. Schon immer war ich davon begeistert und er nahm mich viel mit, so entdeckte ich auch die Leidenschaft für Tierschauen.
Das erste Mal durften mein Bruder und ich im Alter von 6 und 5 Jahren an einem Kälbervorführwettbewerb in Weilheim teilnehmen und erreichten den ersten Platz.
Für mich war das größte Highlight, den Pokal von der Milchkönigin überreicht zu bekommen.
Von diesem Erlebnis weg packte mich der Ehrgeiz und ich konnte es nicht erwarten, mit 16 Jahren dem Jungzüchterclub Weilheim beizutreten.
Von da ab nahm ich an weiteren Tierschauen mit Erfolg teil.
Am 23. und 24. September 2023 fand die 8. Deutsche Fleckviehschau in Miesbach statt.
Unter anderen der große Jungzüchter-Vorführwettbewerb. Teilnehmer aus Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Schwaben, Franken, Baden-Württemberg und Hessen traten gegeneinander um den Vorführsieg im ‚Showmanship‘ an.
Wochen zuvor hatte ich mich bei unserem Zuchtverband in Weilheim beworben, um mit einem zweijährigen Rind in Miesbach an den Start zu gehen. Vom Jungzüchterclub Weilheim durften nur drei Startplätze vergeben werden.
Schließlich wurde ich vom Zuchtverband zuhause besucht und durfte mein Rind präsentieren.
Dilara wurde ausgewählt, weil sie ein perfektes Fleckviehrind mit hohen Zuchtwerten ist.
Ab diesem Zeitpunkt trainierte ich täglich mit meinem Rind das Führen am Halfter und ließ es sich dabei an einen typischen Ablauf wie im Vorführring mit Musik und Lichtern gewöhnen.
Dabei ist es sehr wichtig, eine Bindung mit dem Tier aufzubauen. Ich konnte schnell feststellen, dass es mit Dilara passte.
Zwei Wochen vor der Tierschau habe ich Dilara zum ersten Mal komplett geschoren und gewaschen, dasselbe eine Woche später noch einmal.
Ein paar Tage vor der Tierschau kamen an unseren Hof die beiden anderen Teilnehmer des Jungzüchterclubs Weilheim (Carolin Pantele und Dominikus Tafertshofer) und wir konnten uns Tipps von zwei erfahrenen Jungzüchtern (Anna Hindelang und Anton Huber) über das richtige Führen und Präsentieren des Rindes noch einmal zeigen lassen.
Vor der Abreise wurde unser Hof aufs Gründlichste vom Veterinäramt besichtigt und kontrolliert.
Am 22. September 2023, einen Tag vor der Tierschau, war es endlich so weit.
Zusammen mit Dilara fuhren wir nach Miesbach. Im Gepäck reichlich Futter, Stroh und alles an möglichem Styling-Material wie verschiedene Scherapparate, Bürsten, verschiedenste Wasch- und Putzmittel bis hin zum Haarspray, Haargel und Glitzerspray war alles mit dabei.
Für alle teilnehmenden Rinder wurden Strohbuchten bereitgestellt sowie reichlich Futter in den verschiedensten Varianten.
Dilara fühlte sich sofort wohl.
Schnell verging bei einem gemütlichen Beisammensein und neuen Bekanntschaften der Jungzüchter aus ganz Bayern, Hessen und Baden-Württemberg der erste Abend.
Endlich begann am Samstagmorgen die Deutsche Fleckviehschau.
Während ich Dilara nochmals zu den Waschplätzen führte, um sie für den Wettkampf herzurichten, wuselte es schon von Fleckviehzüchtern aus der ganzen Welt. Bis aus Peru reisten sie an. Um 13:00 Uhr fand die Preisrichterbesprechung statt. Dort wurden uns Teilnehmenden die Regeln erklärt und auch, auf was die Preisrichter besonders achtgeben.
Jetzt begann das Stylen der Tiere. Es wurde das Fell nochmal abgebürstet und ein wenig Glanz und Glitzer aufgetragen.
Ich war als Erste mit fünf anderen im Ring, da ich die jüngste Vorführerin war.
Die Aufregung stieg, als wir vor dem schwarzen Vorhang warteten.
Beim Hineingehen fixierte ich gleich meinen Blick auf den Preisrichter. Ein paar Runden, dann trafen die Preisrichter die Entscheidung und es wurde bekannt gegeben, dass ich meine Vorrunde gewonnen hatte und ins Finale einziehen durfte.
Um 22:30 Uhr vor ca. 2000 Zuschauern fand dann endlich das Finale statt. Dort durften mit mir weitere elf Teilnehmer mit ihren Rindern antreten.
Der Ring war jetzt gefüllt und die Preisrichter achteten auf noch so kleine Details. Oftmals winkten sie ab, das bedeutete, stehen zu bleiben und das Rind musste mit schnellen Bewegungen optimal platziert werden.
Aus diesem Ring wurden nun die sechs Besten ausgewählt und ich war mit dabei.
Die Anforderungen des Preisrichters wurden jetzt noch anspruchsvoller.
Unter den Teilnehmern wurden die Rinder getauscht. Alles verlief ohne Sprache, nur mit Handzeichen. Auch ich musste ein anderes Rind führen, das ich zuvor noch nie gesehen hatte, eine schwierige Aufgabe.
Nun fiel die Entscheidung. Es lief spannende Musik und der Preisrichter lief zwischen uns auf und ab, bis er mir die Hand schüttelte. Ich konnte es kaum glauben, diesen Wettbewerb gewonnen zu haben.
Auf mich kamen Milchkönigin und Ehrendamen zu, überreichten mir Schärpe und Pokal und viele Glückwünsche. Es wurden sofort Interviews und Bilder vom Bayerischen Rundfunk im Ring gemacht. Pure Überforderung für mich, aber Dilara war tiefenentspannt.
Die Freude bei meiner Familie und meinen Freunden war groß und wir schlossen den Tag mit einer Riesenparty mit allen Jungzüchtern ab.
Die Vorfreude auf den nächsten Wettbewerb ist groß.
Am 2. März 2024 möchte ich mit Dilara (dann als Kuh) in der Bayerischen Jungzüchter-Nightshow in Wertingen an den Start gehen.
Regina Hirschvogl und Familie
(veröffentlicht in Hoagart 10 | Januar 2024, siehe unten, Seite 14)
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