Wechsel an der Spitze des Heimatmuseums nach 33 Jahren
„Natürlich gibt es viele schöne Erinnerungen und es schwingt wohl auch ein wenig Wehmut mit“, so Franz Huber, als dieser am 3. Februar 2023 in kleinem Rahmen den Schlüssel des Heimatmuseums Uffing an die neuen Museumsleiter Chiara und Niko Boitsos weiterreicht. Zeit, die Uhr nochmals zurückdrehen und der bewegten Geschichte von Franz Huber und dem Heimatmuseum zu folgen.
Vor 35 Jahren, nach der Uffinger 1250-Jahrfeier 1989, stand in Uffing die Frage an, was mit den vielen Requisiten des Festzuges und der Ausstellung im Pfarrheim geschehen soll.
Mit Anton Siegl, der Mitglied im Festausschuss und Beauftragter für die Ausstellung im katholischen Pfarrheim war, baute Franz Huber in den von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten im alten Feuerwehrhaus eine Ausstellung zum Rückblick auf das außerordentlich gelungene Fest der 1250-Jahrfeier auf. Die Mittel dazu kamen aus dem Überschuss des Festes von annähernd 70.000 DM.
Im April 1990 eröffnete der damalige Bürgermeister Quirin Niederreiter die Ausstellung.
Anton Siegl hatte in den Folgejahren aus beruflichen Gründen nicht mehr die Zeit, an dem Ausstellungsprojekt mitzuarbeiten und so machte Franz Huber zunächst allein weiter.
Nachdem es in Uffing viele Künstler gab, kam Huber die Idee, deren Werke mit in die Requisitenausstellung einzubauen. Dieses Konzept wurde vom Publikum sehr gut angenommen. So erweiterte Huber in den Jahren 1991 bis 1994 die Ausstellungsinhalte und besorgte zudem von anderen Museen, u. a. aus Schongau und dem Buchmuseum Leipzig, gebrauchtes Mobiliar wie Vitrinen und Tische.
Bei diesem Engagement stießen schon bald die beiden Ausstellungsräume im Erdgeschoss an ihre räumlichen Grenzen.
Da das undichte Dach ohnehin erneuert werden musste, entschloss sich die Gemeinde im Jahr 1995, das Feuerwehrhaus aus dem Jahr 1948 dezent so aufzustocken, dass der Charakter des Gebäudes erhalten werden konnte. Den Umbau förderte die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung mit 120.000 DM.
Voller Tatendrang baute Huber, mit Hilfe seiner Söhne, im ersten Ausstellungsraum Holzwände und einen klappbaren Flügel zur Raumteilung ein, um zusätzliche Wandfläche zu gewinnen und zudem eine bessere Hängung der Werke zu ermöglichen.
Somit gab es nun ausreichend Raum für Ausstellungen der zeitgenössischen Künstler im Erdgeschoss sowie für den musealen Bereich im zweiten Ausstellungsraum und im ersten Stockwerk, in dem eine große, neu eingebaute Lichtkuppel für ausreichend Helligkeit sorgt.
1996 eröffnete Bürgermeister Georg Taffertshofer, u. a. im Beisein von Herrn Professor Huch, dem Vorstandsvorsitzenden der Bahlsenstiftung, und den katholischen und evangelischen Pfarrern, das von „Ausstellungsraum“ in „Heimatmuseum“ umbenannte, ehemalige Feuerwehrhaus.
Seither wurden, neben dem Museumsbetrieb, jedes Jahr bis zu sieben Sonderausstellungen zeitgenössischer Künstler gezeigt.
Ab 2008 bekam Franz Huber unentbehrliche Hilfe von Josef „Sepp“ Huber, der ihn bei den jährlichen Aufbauarbeiten, der Archivierung und mit Aufsichtsdiensten unterstützte.
2015, zum 25-jährigen Bestehen, wurde das Heimatmuseum renoviert. Der Kunstausstellungsraum erhielt eine LED-Beleuchtung, die ehemalige Viehwaage wurde zum Lagerraum umgebaut und im Außenbereich, nordseitig, ein Spalier angebracht.
In den 33 Jahren seiner ehrenamtlichen Amtszeit hat Huber mit fünf Bürgermeistern stets gut zusammengearbeitet, von Quirin Niederreiter über Georg Taffertshofer, Johannes Piegsa, Rupert Wintermeier bis Andreas Weiß.
Der gute, persönliche Draht zur Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung ermöglichte im Jahr 2022 die Restaurierung von drei Hinterglasbildern. In 2023 folgt die Restaurierung von fünf Ölgemälden aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die beiden Projekte wurden mit 15.000 Euro gefördert.
Das Heimatmuseum wurde von Anfang an, auch von vielen Bürgern, unterstützt mit Leihgaben, Schenkungen von Exponaten, Geldspenden und sogar zwei Mal per Testament bedacht.
„Ich hoffe, dass für die Öffentlichkeit bald zugängliche Räumlichkeiten für den Aufbau einer Bibliothek gefunden werden, um hunderte gesammelte, noch im Archiv lagernde Bücher, von Anfang des 19. Jahrhundert bis heute, dort unterzubringen. Weiterhin werde ich mich um die Uffinger Chronik kümmern. Ein besonders herzlicher Dank geht an meine Frau Berta, ohne deren Verständnis und Geschick mir diese sehr zeitfordernde, ehrenamtliche Tätigkeit nicht möglich gewesen wäre“, so Franz Huber, anlässlich der Schlüsselübergabe im Februar 2023.
Wie selbstverständlich wird Franz Huber die neue Museumsleitung durch deren erstes Jahr begleiten, in dem es wieder sieben Sonderausstellungen zeitgenössischer Uffinger Künstler und das Jahresthema „von der großen Inflation 1923 und aus dem Dritten Reich“ zu sehen gibt.
So gesehen wird aus dem Museumsleiter „im Ruhestand“ (i. R.) wohl eher einer „in Reichweite“.
Sascha Chowdhury, nach Texten und Interview mit Franz Huber im Februar 2023
(veröffentlicht in Hoagart 07 | April 2023, siehe unten, Seite 31)
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