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Hecken – Schutz und Lebensraum

Hecken – Schutz und Lebensraum

Hecken – Schutz und Lebensraum

Information
Bürger | veröffentlicht am: 30 Juni 2023 | bearbeitet am: 01 Juli 2023

Im Mittelalter etablierte sich die Hecke als Schutz gemeinschaftlich bewirtschafteter Äcker gegen das frei weidende Vieh und diente der Ausgrenzung. 

Letzteres ist vielleicht bis heute ihre Hauptaufgabe in Gärten und hinter Zäunen.

In Teilen Oberbayerns gab es anno dazumal viele baum- oder heckenumsäumte Einzelhoflagen. Zwischen den Höfen verlief die Grenze oft an der am schlechtesten zu bewirtschaftenden Stelle, z. B. an einem Graben oder am Steilhang. Hier konnten sich Hecken oder Baumreihen gut entwickeln und meist bis heute halten. Sie wurden aber auch in günstigeren Lagen zur unverrückbaren Grenzfestlegung eingesetzt. Ebenso waren bis in die Neuzeit die Dörfer regelmäßig von Hecken bzw. Zäunen umgeben. In der Neuzeit verloren Hecken als Schutz der Kulturen ihre Bedeutung, sodass sie bedenkenlos entfernt wurden. Insbesondere im Zuge der landwirtschaftlichen Revolution, als die Flächen zusammengelegt und die Maschinen immer größer wurden, mussten die Landschaftsstrukturen weichen. Hecken hatten in der Landschaft keine Funktion im zuvor dargestellten Sinn und verschwanden spurlos. Einigen Landwirten fällt beim Stichwort „Hecke“ oft genug zuerst das Schlagwort „Bewirtschaftungshindernis“ ein. Viele Landwirte finden die Hecke am Feldrand auch einfach schön, schätzen ihren ökologischen Wert und setzen sich aktiv für Pflege und Erhalt ein.

Lebensraum Hecke

Es ist wichtig, die positiven Effekte der Hecke hervorzuheben. Damals wie heute erfüllt die Hecke wichtige Schutzfunktionen für Mensch, Boden, Flora und Fauna. Hecken filtern Luftschadstoffe, „schlucken“ Lärm und bieten Sichtschutz. Sie regulieren den Wasserhaushalt, indem sie den Oberflächenabfluss vermindern und das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregenereignissen reduzieren. In Ackerbauregionen auf sandigen Böden sind Hecken wichtig, um die Bodenerosion durch Wind zu vermeiden. Ausgetrocknete Böden ohne Vegetationsdecke sind der Winderosion besonders schutzlos ausgesetzt. Hecken und Baumreihen sind natürliche Hindernisse für Wind und bremsen die Geschwindigkeit. Dadurch beeinflussen sie die räumliche Verteilung von Schnee und Schmelzwasser.
In Hecken verstecken sich auch viele kleine Lebensräume, da sie wichtige Refugien in unserer Landschaft bilden, wo viele Tiere und Pflanzen überleben können. In der Hecke leben unzählige Tiere wie Igel und Erdkröten, die Schnecken und Regenwürmer jagen. Insekten werden von den Blüten der Sträucher angelockt, was wiederum unzählige Vogelarten anlockt. Sie sind Ansitz- und Singwarte für Vögel, bieten Nistmöglichkeit, Deckung und Schutz vor der Witterung und werden von vielen Tieren zur Nahrungssuche und als Winterquartier genutzt. Es befindet sich also eine ganze Nahrungskette oder vielmehr ein Nahrungsnetz in der Hecke.

Von den Hecken aus beginnen die Tiere ihre - unterschiedlich weiten - Streifzüge in die angrenzenden Äcker und Wiesen. Im Schutz der Hecken kann das Niederwild auch weitere Wanderungen unternehmen und so für den nötigen Austausch zwischen einzelnen Lebensräumen sorgen. Viele Heckenbewohner bewegen sich nur im Umkreis von 50 bis 200 Metern um ihre Hecke. Zusätzliche Strukturelemente wie Lesesteinhaufen, Trockensteinmauern und Totholzhaufen erhöhen den ökologischen Wert von Hecken und Feldgehölzen.

Vielfältige Landschaftselemente

Hecken werden nach ihrer Wuchshöhe untergliedert in Niederhecken aus 2 bis 3 Meter hohen Sträuchern, in Hochhecken, die zusätzlich bis zu 6 Meter hohe Sträucher enthalten, und Baumhecken, die zumindest abschnittsweise ausgewachsene Bäume umfassen. Besonders in landwirtschaftlich genutzten Regionen erfüllen breit angelegte Hecken viele wichtige ökologische Funktionen und untergliedern das Landschaftsbild. Breite Hecken lassen sich in die drei Teilbereiche Heckenkern, Heckenmantel und Heckensaum gliedern. Während im Kern der Hecke größere Sträucher und einzelne Bäume überwiegen, schließt der Heckenmantel mit kleineren Sträuchern die Hecke nach außen ab. Im Heckensaum finden sich schließlich eine Vielzahl von Blütenstauden und Gräsern. Zur Hecke zählen nicht nur unterschiedlich hohe Sträucher und Gehölze, sondern auch Krautsäume, die einen Übergang zwischen Kulturland und Gehölzen bilden.
Hecken und Feldgehölze sind wichtige Landschaftselemente. Aus ökologischer Sicht ist es sehr wichtig, bestehende Hecken und Feldgehölze zu erhalten. Neu angelegte Hecken brauchen 10 bis 20 Jahre, bis sie den ökologischen Wert einer alten Hecke erreichen. Sie sollten dort anlegt werden, wo sie traditionelle Bestandteile der Kulturlandschaft sind oder waren. Historische Karten oder alte Luftbilder können helfen, diese Standorte zu identifizieren. Hecken und Feldgehölze sollten möglichst untereinander und mit anderen wichtigen Strukturen (z. B. Bach oder Wald) vernetzt sein, um die Landschaft für die Tierwelt optimal zu erschließen.

Vielfalt im Garten

Sicher ist es nur selten möglich, eine sehr breite Hecke im Garten anzulegen. Aber auch die Abgrenzung zum Nachbargrundstück kann vielfältig und ökologisch wertvoll gestaltet werden. Leider werden noch immer recht eintönige Buchs- oder Kirschlorbeerhecken zwischen Grundstücken gepflanzt. Diese Form der Begrenzung ist zwar praktisch, aus ökologischer Sicht aber nicht besonders wertvoll. Als Alternative für ordnungsliebende Grundstücksbesitzer bieten sich hier Hainbuchenhecken an. Für Vögel ist eine Hainbuchenhecke ein Segen – sie lieben das dichte Gesträuch, in dem sie ihre Nester gut vor Feinden geschützt wissen. Aber auch Kleinsäuger wie Igel suchen unter ihnen Schutz. Darüber hinaus fliegen Bienen im Frühjahr die kleinen Blüten an, die aber vorwiegend vom Wind bestäubt werden.

Vielfalt ist jedoch der Schlüssel zu einem hohen ökologischen Nutzen. Eine vielseitig strukturierte Hecke beherbergt ein so reiches Leben, dass man sie als Schatzkiste des naturnahen Gartens bezeichnen kann. Naturnahe Hecken sollten Blüten und Früchte tragen und aus heimischen und regionaltypischen Gehölzen zusammengesetzt sein. Arten wie z. B. Holunder, Pfaffenhütchen, Frühlingsspiere, Weigelie oder Wildrosenarten sehen nicht nur schön aus, sie bieten vielen Tieren auch Nahrung. Dornengehölze bieten brütenden Vögel zusätzlich guten Schutz vor Nesträubern. Die Heckenpflege soll möglichst schonend durchgeführt werden. Langsam wachsende Arten und Dornensträucher können durch selteneren Schnitt gezielt gefördert werden. Wichtig: Hecken niemals während der Brutzeit der Vögel zurückschneiden!

Monika von Haaren
Vorsitzende des Umweltbeirats

(veröffentlicht in Hoagart 08 | Juli 2023, siehe unten, Seite 54)

 

Juli 2023

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