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Ökosophie auch in Uffing

Ökosophie auch in Uffing

Ökosophie auch in Uffing

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Bürger | veröffentlicht am: 28 März 2024 | bearbeitet am: 28 März 2024

Blühwiesen für Insekten, Gehölze für Vögel, aufklärende Naturschützer unterwegs, vom Waldkindergarten bis hin zum Netzwerk der Fürsorge für den Nächsten, das alles gibt es in Uffing. Es sind Zeichen praktizierter Ökosophie.

Von Philosophie zu Ökosophie

Ein Nachdenken über die Lebensbedingungen, das Miteinander, den Sinn des Menschen, ein Suchen nach erklärenden Ursachen oder Gründen, entwickelte sich wohl mit dem Erscheinen des Menschen. Philosophie war das Bestreben, die Erfahrungen des Daseins von ihren Wirkungen her zu verstehen. Die Ökologie als eigenständige Wissenschaft wurde aber erst möglich durch Methoden der letzten Jahrhunderte.

Die Ökologie klärt wechselseitige Zusammenhänge in der Natur auf. Erst in jüngster Zeit ist die Sphäre des Menschen als Teil der Natur in diesen Begriff mit eingeschlossen. Zwar werden im Detail „unbelebt“ und „belebt“, Flora, Fauna und Mensch unterschieden, dennoch als ineinander übergehende Formen von Natur als einer zusammenwirkenden Einheit gesehen. Pflanzen, Tiere und Menschen werden in ihren Beständen auf Menge, Fruchtbarkeit und Sterblichkeit untersucht, ihre Interaktionen gesellschaftlich analysiert.

Die materielle Entwicklung in der Welt der letzten hundert Jahre hat Spannungen demographischer, technologischer und auch politischer Art an ökologischen Ringwirkungen deutlich gemacht. Diese haben zu Philosophien bezogen auf Ökologie angeregt. „Ökosophie“ ist ein Sammelbegriff für diese.

Die Einsicht, der Mensch sei eingegliedert in die Natur, dürfte das Bild von einer feindlichen und zu unterwerfenden Natur abgelöst haben durch den Imperativ eines Zusammenwirkens. Einheit bedeutet ein Miteinander. Ein Handeln zu Lasten von Mitmenschen, Gesellschaften, Lebensformen und deren Grundlagen muss in ein Handeln getragen von Wissen und Weisheit münden, sollen Verläufe in die Richtung von abgestimmten Gleichgewichten führen.

Die Natur im Wandel

Die Zeit der Erde wird in einer expandierenden Sonne enden. In Zeiträumen der Erdgeschichte haben sich Formen von „Leben“ entwickelt, den Umweltbedingungen angepasst oder sind, wenn das nicht gelang, „ausgestorben“. Das Auftreten des Menschen ist „neu“, gemessen an der Erdgeschichte. Die Bevölkerung eines geographischen Raumes unterliegt schnellen Änderungen. Stichworte seien Neandertaler, im Uffinger Gebiet die römische Besatzung, Völkerwanderung bis hin zu erzwungenen Wanderungen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Verschiebung Europas mit Uffing nordwärts durch Druck der Afrikanischen Kontinentalplatte geschieht zu vernachlässigend langsam verglichen mit der Lebenserwartung eines Menschen. Der Westen des Staffelsees und eiszeitliche Tümpel im Norden von Uffing sind in gut 10.000 Jahren verlandet. Das Tun des Menschen heute muss sich übergeordneten Bedingungen anpassen. Pflanzengesellschaften unter Naturschutz könnten durch geändertes Klimas schon in Jahrzehnten verschwunden sein.

Lokale Beispiele einer sich aufbauenden ökologischen Spannung im Zeitrahmen der Gegenwart sind die Auswilderung des Biebers, die mögliche Rückkehr von Wolf und Braunbär, die Verschleppung oder klimabedingte Einwanderung von Pflanzen, welche heimische Arten verdrängen. Dem erwarteten Klima angepasste Maßnahmen sind junge Laub- statt Nadelwälder, Züchtung klimaresistenter Feldfrüchte und die Erweiterung von Trinkwassermagazinen. Weltweit wirken demographische, sozioökonomische und kulturelle Verwerfungen. Migration, auch gegen politische Hürden, aber unter dem Druck unguter Lebensbedingungen, ist ein ausgleichender Prozess.

Ökosophie ist normgebend

Es ergibt sich eine auf die Erkenntnisse der Ökologie bezogene Philosophie, welche das Handeln des Menschen im Verhältnis zu Ethik überdenkt. Ethik lässt sich herleiten aus überpersönlicher Liebe, welche dienen und heilen, nicht festhalten und damit stören oder zerstören will. Themen wie der Abbau von Bodenschätzen, Behandlung belasteten Wassers, Rezirkulieren von Wertstoffen, die Verwaltung und Nutzung von Energie, wären hier zu erörtern.

Ökosophie hinterfragt nicht nur die kollektiven wechselseitigen Beziehungen zur Natur einschließlich dem Menschen selbst, sondern auch das Verhältnis jeder einzelnen Person zur Natur. Dazu zählen das Umfeld der Mitmenschen, die anvertrauten Haustiere, Nutzpflanzen, insbesondere der eigene Körper, die Nahrung, deren Quellen und Wirkungen. Achtsamkeit gilt als angestrebte Norm.

Ökosophie ist keine Religion. Dennoch dürfte ihr Anliegen zusammenfallen mit einer seelisch-geistigen (spirituellen) Lebenshaltung, einem universal gültigen Lebensvollzug, der, um zu bestehen, von Spiritualität zumindest in Ansätzen getragen sein müsste.

Reinhard Mook

(veröffentlicht in Hoagart 11 | April 2024, siehe unten, Seite 50)

 

April 2024

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