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Einweihung Bahlsensteg

Einweihung Balsensteg

Einweihung Bahlsensteg

Information
Bürger | veröffentlicht am: 01 Juli 2023 | bearbeitet am: 01 Juli 2023

Text Reinhard Mook

Liebe „Bahlsensteg“ - Freunde!

Erlauben Sie mir, mit Rut und Klaus Bahlsen von Jugend an eng verbunden, mit einigen Worten zur heutigen Steg-Feier beizutragen. Ich kann dies nicht persönlich tun, weil ich bereits im Herbst eine auswärtige Aufgabe für den März übernommen habe. 

Drei Punkte will ich ansprechen: Das Anliegen der Stifter als Hauptsache, dann als kurze Anmerkungen die Idee dieses Steges, zuletzt die Antwort des Erdbodens.

ZU DEN STIFTERN

Rut und Klaus Bahlsen suchten nach dem Krieg einen Ort der Stille, der Besinnung und des Lauschens. Sie fanden ihn 1948 in Uffing, Sonnensteinstraße 14. Die Umgebung meist noch Wiesen, Apfelbäume, nur sehr locker bebaut. Der Höhenweg am Sonnenstein und der Birkenweg entlang dem Seeufer ließen Bahlsens „Natur“ mit ihrem ganzen bewussten Sein erleben.

Hier werde ich persönlich, um Ihnen das Anliegen von Rut und Klaus Bahlsen deutlich zu machen. Die Natur mit uns Menschen war ihnen ein Gleichnis dafür, dass alle Schöpfung abhängt von dem großen Geheimnis, das wir Gott nennen.

Ich zitiere Rut Bahlsen: „Gott ist der Grund alles dessen, was ist.“

Gemeint sind nicht menschliche Vorstellungen von diesem unergründlichen Geheimnis, sondern die Aufgabe, sich dieses Grundes bewusst zu werden. Das heiβt, sich für das Befinden von Mitmenschen und die gesamte Schöpfung, die ineinander verwoben sind, verantwortlich zu sehen.

Klaus Bahlsen hat das vom Vater gegründete Unternehmen schöpferisch weiterentwickelt und als Dienst am Menschen verwaltet. Er und Rut identifizierten sich nicht mit der – wörtlich – „Zuckerbäckerei“.

Ihr Anliegen war die Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Antwort sahen sie in über-persönlicher, der nicht ich-haften Liebe. Sie sahen Jesus als Beispiel zur Nachfolge.

Ich zitiere Rut Bahlsen: „Nicht das Tun aus dem Eigenwillen, sondern das Sein aus der Gegenwart Gottes in Seiner Schöpfung tut not.“

Aus dieser Lebenshaltung entstand vor einem halben Jahrhundert die Stiftung. Das Sein der Stifter lässt Rut und Klaus Bahlsen bis heute durch ihre Stiftung wirken. Hier, konkret, lässt sie uns über diesen Steg Natur erleben, vielleicht auch uns die den Stiftern wesentliche Lebensfrage stellen.

ZUM STEG

Vom westlichen Ufer der Ach den nördlichen Teil des Staffelsees zu erreichen war nur möglich über einen Steg an der Kontreβmühle, zuletzt dem Sägewerk Pointner, oder über die Brücke der Schöffauer Straβe. Sonst konnte man nur westlich der Ach bis zu ihrem Ausfluss aus dem See einem Trampelpfad folgen, davon ein Stück durch Schilf und zeitweise stehendes Wasser sich durchschlagen.

Im Herbst 1978 reifte bei Bahlsens die Absicht, der Gemeinde und ihren Bürgern eine Verlängerung des bestehenden Birkenwegs vom See zur Seestraβe über die Ach nach Westen zu schenken. Der neue Abschnitt sollte feuchtes Gelände nicht durchschneiden, die dortige Flora nicht verringern. Die heutige Lage des Weges ist dem Angebot an Grund geschuldet. Er berührt im Süden ein rekonstruiertes Feucht-Biotop, davor als Schuttdeponie genutzt.

Pfad und Brücke weckten Bedenken beim Naturschutz. Andererseits, so ein Argument, würde der Verbindungsweg die Ach-Niederung begeh- und erlebbar machen. Grünes Licht wurde erteilt mit Auflagen zur Anpassung des Steges an die Landschaft nach Material, Form und Farbe.

Dennoch, der Steg hatte der Natur wegen Gegner. Als die Hölzer zum Brückenbau über Nacht gelagert waren, soll eine den Bahlsens verbundene Person gewacht haben. In der Folgezeit bemerkten Bahlsens freudig, dass der Steg gut angenommen worden sei.

DIE BODENMECHANIK BELEHRT

Der östliche Zugang zum Steg, aufgekiest, sackte wiederholt ab. Gestein je Volumen ist schwerer als das organische Material des Uferbodens. Die Ach durchflieβt eine frühere Zunge des Sees. Örtlich schwimmt der Feuchtboden auf Wasser. Durch die Aufschüttungen wurde mooriger Boden verdichtet oder verdrängt. Der nordwärts gerichtete Wasserfluss im Boden wurde durch den eingebrachten Kies behindert, Wasser angestaut.

Die Lösung lag in einem hinreichend weit nach Osten verlängerten horizontalen Steg, auf Pfählen gegründet. Der Verlust an Boden auf der Westseite ist kein Naturereignis, sondern Zeugnis menschlicher Unvernunft oder Rücksichtslosigkeit.

Möge der Steg im Sinne von Bahlsens zur Freude sein, Natur erleben lassen, im übertragenen Sinne die Worte von Rut Bahlsen wirken lassen:

„Leben ist Beziehung.“

Vorgelesen von Andreas Weiß anlässlich der feierlichen Einweihung des Bahlsenstegs am 10. März 2023.


Kennen Sie die „Keksbrücke“ oder auch die „Schneckenbrücke“?

Na ja, beide heißen offiziell Rut- und Klaus-Bahlsen-Brücke, sind für Fußgänger und Radfahrer, ca. 50 Meter lang und wurden in den 70er Jahren von gleichnamigem Ehepaar gesponsert.

In Hannover, ihrer Heimat, dauerte es 14 Jahre, bis die Brücke endlich stand, deshalb ziert sie eine Bronze-Schnecke, mit der Bahlsens humorvoll ihren Ärger ausdrückten.

Die andere Brücke schafft bei einem Rundgang um den Staffelsee die Möglichkeit, mit fotogenem Blick auf das Naturschutzgebiet die Ach in ihrer zweiten Heimat Uffing zu überqueren.

Nach nun 41 Jahren wurde sie, aus der 1972 gegründeten Bahlsen-Stiftung, einer der bundesweit größten privaten Stiftungen mit den Schwerpunkten Medizin/Naturheilkunde, Ökologischer Landbau, Naturschutz und Soziales, finanziert, mit frischem Holz erneuert. Die Fundamente von damals waren noch stabil.

Wege durch die Natur gehörten zur spirituellen Erbauung des Ehepaares, sich einzubringen, zu teilen und Mensch und Natur an ihren Heimatorten zu fördern und zu verbinden, war Ausdruck ihres starken christlichen Glaubens. So konnten wir die Brücke vor kurzem ökumenisch segnen zusammen mit Vertretern der Stiftung aus Hannover.

Gutes Fundament gibt Halt, Brücken überwinden schier unüberwindbare Hindernisse und eröffnen neue Horizonte und Weite. Lasst uns Brücken bauen:

Gott hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Gott hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest.
Wir sind Gottes letzte Botschaft in Taten und Worte geschrieben.

Ihre Pfarrerin Simone Feneberg, Murnau

(veröffentlicht in Hoagart 08 | Juli 2023, siehe unten, Seite 8)

 

Juli 2023

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