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Waldkindergarten Uffing

Waldkindergarten Uffing

Waldkindergarten Uffing

Information
Bürger | veröffentlicht am: 31 Dezember 2024 | bearbeitet am: 31 Dezember 2024

von roten Backen und Bratäpfeln

Die Monate zogen ins Land. Wind und Regen, Schnee und Eis, Sonne und Wolken, alles wurde bereits erlebt. 

Die Matschhosen und die Gummistiefel sind eingelaufen. Das morgendliche Anziehen der vielen Schichten ist zur Routine geworden. Die neuen Wurzelkinder sind gefühlt schon so gewachsen, richtig herangereift. All die freudvollen Herausforderungen ihrer ersten Wochen und Monate im Waldkindergarten zaubern einen unbeschreiblichen Glanz in ihre Augen.

Ob matschig nass, klirrend kalt, knisternd heiß oder lieblich mild … Mit ihrer wilden Hingabe begegnen sie den Elementen. Immer im Jetzt, der Moment ist, was zählt. Die Kinder atmen den Wald, die Natur mit all ihren Sinnen. Wie sie ihn wahrnehmen und Teil dieses großen Ganzen werden, lässt sich nur erahnen. Von dieser sanften Stärke und Robustheit werden sie vermutlich ihr Leben lang profitieren.

„Wer sind wir?“ - „Die Wurzelkinder!!!“, rufen sie voller Inbrunst beim täglichen Morgenkreis. Dieser gemeinsame Start ist fester Bestandteil eines Waldtages. In den verschiedensten Sprachen und Dialekten werden alle Kinder (die anwesenden und fehlenden) durchgezählt. Bayerisch, Hochdeutsch und Englisch in voller Lautstärke. Bei Plattdeutsch, Ungarisch oder Lettisch werden die einzelnen Stimmen schon leiser. Jedes Kind wird singend begrüßt und wahrgenommen. Jeden Tag. Jeden Morgen. Für alle ein Fest.

Was, wenn der Hunger schon so groß und die „Brotzeit, Brotzeit! Brotzeit ist die schönste Zeit!“ noch so weit entfernt ist? Da werden gerne mal Nüsse aufgehämmert oder mit selbst geschnitzten Stöcken Bratäpfel gegrillt. „Schnitzen darf man erst ab 4!“, erzählen die Großen ganz stolz. Gekonnt hantieren sie mit ihren Messern, spitzen die Stöcke und erklären die besten Techniken zum Braten der Äpfel im offenen Feuer.

Hungrig und mit lachenden roten Backen geht’s schon bald ans Händewaschen mit aufgewärmtem Bachwasser. Die Betreuer der Wurzelkinder schaffen es Tag für Tag, diesen Moment des Zusammenkommens bei der gemeinsamen Brotzeit besonders und einzigartig zu halten. In der Jurte am runden Tisch wird gequatscht und gelacht, Geburtstag gefeiert und Gemeinschaft gelebt.
Die Eingewöhnungen waren so individuell und unterschiedlich wie die Kinder selbst. Läuft das eine wie selbstverständlich mit der großen Schwester mit, braucht das andere mehr Zeit, um sich von Mama und Papa zu lösen. Sich den Kleinen zu widmen und die Großen ebenfalls mit liebevoller Aufmerksamkeit zu beschenken, ist nicht selten eine Geduldsprobe und ein Spagat für die Betreuer. Sie sind nicht nur für die Kinder da, sie leben jeden Tag, jeden Moment mit ihnen. Als Vorbild, Spielpartner, Seelentröster, als Teil ihrer lebendigen Vormittage im Wald. Von Herzen danke!

Auch der Gemeinschaftssinn der großen Wurzelkinder ist beeindruckend. Wie es in einem gelungenen Miteinander nun mal so läuft: Die alten Hasen erklären den Neuen die Regeln und Grenzen ihres Waldes. Wie trägt man Puppen, damit sie friedlich schlafen können? Wie baut man Boote oder holt Wasser vom Bach? Und vor allem: Wie passt man zu dritt auf die Baumschaukel? Das alles wird gemeinsam gelernt, geteilt und erlebt.

Beim Lichterfest staunen die Eltern nicht schlecht, wie die Sprösslinge im Stockdunkeln über die Wurzeln sausen und springen, ganz selbstverständlich durch den finsteren Wald navigieren. Echte Wurzelkinder eben!

Marina Apfel

Weitere Informationen
unter www.wurzelkinder-uffing.de

(veröffentlicht in Hoagart 14 | Januar 2025, siehe unten, Seite 20)

 

Januar 2025

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