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Phänomen Kahmhaut - Faszinierende Farbakzente auf Moorwasserflächen

Phänomen Kahmhaut - Faszinierende Farbakzente auf Moorwasserflächen

Phänomen Kahmhaut - Faszinierende Farbakzente auf Moorwasserflächen

Information
Bürger | veröffentlicht am: 31 Dezember 2024 | bearbeitet am: 31 Dezember 2024

In den Hoch- und Niedermoorgebieten rund um Uffing lassen sich auf stehenden oder sehr langsam fließenden Wasserflächen vielfarbig schillernde Biofilme aus Mikroorganismen entdecken: die sogenannte Kahmhaut.

Wer im Herbst aufmerksam spazieren geht, kann dieses natürliche Phänomen zum Beispiel auf Moorwasserpfützen am Wegrand, in Moorentwässerungsgräben, Sumpfschlenken oder auch in Traktorfurchen in Streuwiesen beobachten.

Kahmhaut entsteht aus verschiedenen Mikroorganismen im Zusammenspiel mit der hohen Oberflächenspannung an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser. Meist im Spätsommer und Herbst, manchmal auch im Frühjahr kommt es bei Nährstoffüberschuss, etwa durch absterbende Pflanzen, zur Massenvermehrung von Bakterien oder Hefepilzen, die dann den Biofilm bilden.

Licht, das auf die Ober- und Unterseite dieses dünnen Biobakterienfilms trifft, verstärkt sich, prallt ab oder löst sich auf. Dabei kommt es je nach Gegebenheiten zu unterschiedlichsten Färbungen. Am häufigsten treten bei uns blaue Farbvarianten auf, die bis ins Türkisfarbene gehen können. Sie entstehen, wenn Kupfer oxidiert. Weiße Kahmhaut bildet sich, wenn Minerale wie Aluminium oder Calcium vorhanden sind. Ist Schwefel im Spiel, können sich grüne, braunbeige, violette oder purpurfarbene Biofilme entwickeln.

Vielen bekannt ist der orangerote Film auf Wasseroberflächen, der durch Eisenoxidation entsteht, in Uffing zum Beispiel entlang des Weges zum Bahlsensteg.

Wer etwas Zeit mitbringt, kann eine faszinierende Vielfalt nicht nur an Farbspielen, sondern auch an Formen und Strukturen entdecken. So hinterlassen im Moor lebende Tiere wie Watvögel, Schlangen, Amphibien, Spinnen oder Wasserläufer ihre Trittspuren oder Schwimmfurchen in der Kahmhaut. Wenn Wind die Kahmhaut zusammenschiebt, entstehen Falten. Austretendes Methangas sorgt für Gasblasen. Regentropfen lassen mit bunten Bruchstücken umrandete Rundflächen entstehen. Sehr langsam fließendes Moorwasser, etwa in Gräben, zieht längliche Schlieren nach sich. Zwischen Schilf- und Binsenhalmen, verblühten Sumpfdotterblumen oder Wollgrasstängeln ntstehen so regelrechte Kunstwerke oder farbenfrohe Miniatur-Landschaften.

Das Wort „Kahmhaut“ stammt übrigens ursprünglich aus der Weinkelterei und leitet sich von lateinisch cana ab, womit ein grauer Schmutzfilm auf Wein bezeichnet wurde.

Nicht zu verwechseln ist die natürliche Kahmhaut mit auf Wasser schwimmendem, umweltschädigendem Öl oder Benzin: Der Unterschied kann mit Halm oder Holzstäbchen leicht getestet werden. Nach kurzem Eintauchen fließt Öl oder Benzin gleich wieder zusammen, während der Kahmfilm in Stücke bricht und gebrochen bleibt.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich im Herbst die Kahmhaut mit ihren vielfältigen Farbeffekten, Formen und Strukturen, ihren Licht- und Schattenspielen fotografisch festhalten kann. Mit ihren schillernden Marmorierungen erinnern die Erscheinungen fast an Perlmutt oder Edelsteine. Ich bezeichne sie daher gerne als „Moor-Opale“ und bin dankbar für die Farbakzente, die sie an grauen Herbsttagen in die verblühte und abgeerntete Streuwiesenlandschaft zaubern.

Christine Matthes (Text und Fotos)
für die Naturschutzwacht Uffing

Literaturhinweis: Dyer, B. D.: A Field Guide to Bacteria, Cornell Univ. Press 2003

(veröffentlicht in Hoagart 14 | Januar 2025, siehe unten, Seite 50)

 

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