„Mein Name ist Leonhard Resch. An einem heißen Sommertag, am 24. Juli 1963, kam ich in der Geburtsstation des Krankenhauses Murnau zur Welt.
Meine Mutter Anna kam aus der Wasserburger Gegend. Mein Vater, ebenfalls ein Leonhard, ist ein echter eingeborener Uffinger. Insgesamt sind wir vier Geschwister. Beate, Robert und ich liegen dreieinhalb Jahre auseinander, wobei ich der Älteste bin. Mein Bruder Martin ist acht Jahre jünger als ich.
Meine Geschwister und ich hatten eine schöne Kindheit in Uffing. Das Schönste für mich war, wenn wir im Frühsommer wieder barfuß „rumroasn“ durften. Was auch von unseren Eltern gern gesehen war, da sich die „Schua“ dann nicht so abgenutzt haben.
In die Grundschule bin ich abwechselnd in Uffing und in Seehausen gegangen.
Heute unvorstellbar, waren wir in der Fünften, in der Volksschule Seehausen bei Lehrer Platzer, mit 56 Kindern in einer Klasse. Nach der Sechsten in Uffing ging es dann in die Realschule nach Weilheim.
Insgesamt hatte ich wenig Lust auf Schule, die achte Klasse habe ich unfreiwillig gleich zweimal besucht und dann 1978 noch recht vernünftig als Externer den qualifizierten Hauptschulabschluss in Murnau gemacht.
Sehr zum Leidwesen meiner Mutter, habe ich dann mit 15 meine Schullaufbahn beendet. Bei Tengelmann in Murnau, damals der erste Supermarkt im ganzen Gäu, mit einer Frauen-zu-Männer-Quote von 25 zu 3, habe ich von 1978 bis 1981 erst eine Ausbildung zum Verkäufer, dann zum Einzelhandelskaufmann gemacht und später noch eine Zusatzausbildung zur Ausbildung von Lehrlingen drangehängt. Letzteres war nicht so einfach, da ich damals noch keine 18 Jahre alt war.
Mit 19 Jahren, nachdem die Ausbildung beendet war, habe ich, wie damals für junge Männer üblich, meinen 15-monatigen Wehrdienst bei den VHF-Funkern in Murnau abgeleistet. Dank guter Beziehungen mit wenigen disziplinarischen Rüffeln. Geschadet hat mir diese Zeit sicher nicht. Im Gegenteil, ich habe damals kennengelernt, was echte Kameradschaft bedeutet – und die ist mir auch heute noch wichtig.
Nach der Bundeswehr ging es über wenige Stationen im Einzelhandel, als stellvertretender Marktleiter, in Sauerlach und Garmisch weiter. Leider musste ich am Samstag arbeiten, erst nur am Vormittag, dann auch am Nachmittag, während meine Freunde schon mit den Motorrädern unterwegs waren und ich nicht mitziehen konnte. In einer dieser Sinnkrisen sprach mich der damalige Betreuer meines Vaters, der die Allianzagentur in Uffing hatte, an, ob ich mir nicht vorstellen könne in das Versicherungsgeschäft einzusteigen. Die Agentur war ursprünglich im Jahr 1903 von meinem Uropa Leopold Resch gegründete worden.
Nachdem ich eineinhalb Jahre als Springer gearbeitet habe und viel in der Region unterwegs war, bin ich dann bei meinem Vater im Büro gelandet, sein Kundenstamm hatte sich mit den Jahren stark vergrößert und er konnte Hilfe brauchen. Wir hatten zunächst zwei Jahre lang eine Sozietät.
Noch zu erschwinglichen Preisen, hat mein Vater dann 1986 draußen am Galveigen sein Haus mit viel Eigenleistung gebaut, in dem er auch heute noch wohnt. Und da es an einem Haus immer was zu tun gibt, war mein Vater, ein zudem leidenschaftlicher Handwerker und gelernter Schäffler, ab diesem Zeitpunkt in der Agentur nicht mehr viel gesehen.
So ins kalte Wasser der Agenturarbeit geschmissen, blieb mir nichts anderes übrig, als mich allein durch alle Aufgaben und Probleme eines Versicherungsgeschäfts durchzubeißen. Ein Internet zum „Schnell-mal-Nachschlagen“ gab es damals noch nicht.
Und so habe ich mir anfangs täglich die Ohren wund telefoniert, viel gefragt, daraus gelernt, mich gekümmert, bemüht und mir dadurch schrittweise die Akzeptanz der Kunden erarbeitet, bis es irgendwann nicht mehr hieß: „Ist denn der Vater da?“
Inzwischen bin ich mit meinem Geschäft fast 40 Jahre gut gefahren und habe das Volumen der Agentur in dieser Zeit vervielfacht. Ich gehe jeden Tag gern ins Büro. Und seit 10 Jahren leistet mein Mitarbeiter Sandro Niemuth wertvolle Arbeit an meiner Seite.
Seit zwei Jahren habe ich mir herausgenommen, jeden Mittwoch frei zu nehmen, um von zuhause aus mit dem Radl nach Ohlstadt zu fahren und von dort auf den Heimgarten zu gehen. Hier treffe ich mich dann mit einigen Gleichgesinnten zum Stammtisch. In den Wintermonaten findet der Stammtisch in der Bärenfleckhütte statt, egal bei welchem Wetter.
Wenn ich in einigen Jahren mal in den Ruhestand gehe, habe ich keine Angst, in ein Loch zu fallen, da gibt es 1000 Sachen, die ich schon lange machen möchte.
Schon in der Schule, während der Ausbildung und in der Bundeswehr, ebenso durch das langjährige Fußballspielen in der Mannschaft im SV Uffing, als Ministrant oder als Ur-Gruppenleiter („Grulei“) in den Anfangsjahren des Zeltlagers (heute Zeltlager Uffing-Schöffau-Seehausen), habe ich mich gerne mit meinen Mitmenschen abgegeben. Das Begründen und Organisieren des Uffinger Triathlons über 20 Jahre, zusammen mit meinem Jugendfreund Thomas Feldmayer, haben das noch bestärkt.
Insbesondere das erste Zeltlager im Jahr 1980 in der Jachenau ist mit vielen sehr lustigen, schönen und abenteuerlichen Erinnerungen und Begegnungen verbunden. Damals sind wir mit Mopeds in die Jachenau hinübergefahren, über den Kesselberg. Mit auf dem Moped die Schlafsäcke und alles Mögliche wie Gummistiefel und was man halt in einer Woche Urlaub in der „Wildnis“ braucht.
In jungen Jahren habe ich in meiner Freizeit beim SV Uffing Fußball in der Schüler-, Jugend- und später über 15 Jahre lang in der Herrenmannschaft und dann noch einige Jahre bei der AH („Alte Herren“) gespielt.
Insgesamt war ich 39 Jahre lang, bis letztes Jahr, bei den Schützen in der Vorstandschaft gewesen, davon 33 Jahre
2. Schützenmeister. Als Fahnenbegleiter und Aushilfsfähnrich bin ich da immer noch aktiv. Mit gerade mal 20 Jahren bat man mich damals, das Kassier-Amt von meinem Vater zu übernehmen, der aufhören wollte. So war ich dann sechs Jahre Kassier des Vereins. Frischer, junger Wind schadet keinem Verein, wenn auch das mit dem Nachwuchs in vielen Vereinen heute leider nicht mehr ganz so einfach ist.
Seit 35 Jahren bin ich auch im Trachtenverein, jedoch fast nur als passives Mitglied.
Ein Teil des Trachtenvereins ist auch die Theatergruppe, bei der ich seit gut 10 Jahren in verschiedensten Rollen gerne mitspiele. Infiziert wurde ich in den 80er Jahren, als der Sportverein und der Trachtenverein ein paarmal gegenseitig Einakter bei der Weihnachtsfeier bzw. der Sylvesterplattelprobe zum Besten gaben.
Als Teil des Viergesangs „Resch & Frisch“ unternahm ich, meinerseits als Einziger der Gruppe ohne jede musikalische Ausbildung, vor einigen Jahren auch einen Ausflug in musikalische Gefilde, sogar mit öffentlichen Auftritten. Mit meinem Bruder Robert singe ich auch heute noch gelegentlich „boarische Liada“, aber nur noch für den Hausgebrauch.
Meine Frau Martina und ich sind beide Fußballverrückte und haben uns vor ca. 40 Jahren über das Squashspielen in Murnau kennengelernt und 1991 in Uffing geheiratet. Unsere Ableger Sonja und Stefan, die ebenfalls seit vielen Jahren aktiv Fußball spielen, sind 1993 und 1995 auf die Welt gekommen.
Geht es in unserer Freizeit mal nicht um Fußball, sind Martina und ich auch gemeinsam und viel mit dem Rad unterwegs.
Gern unterstütze ich Projekte, die aus dem Dorf herauskommen, ob mit meinem Know-how, mit Anwesenheit oder finanziell, als Vereins- oder Genossenschaftsmitglied. Richtig pfundig finde ich zum Beispiel, was der Uffinger Back & Brau e. V. alles auf die Füße gestellt hat. Die dort führenden Köpfe kenne ich schon seit meiner Jugend und natürlich gibt es so echte Nähe und geistige Verwandtschaft.
Eine andere Verbundenheit bezieht sich auf unsere Dorfvereine, wie den Veteranenverein oder den Arbeiterverein und die Feuerwehr, bei der ich auch über 25 Jahre aktiv war und deren Mitglied ich heute noch bin.
Vor zwei Jahren wurde ich gefragt, ob ich aktiv bei der Bürgerbeteiligung für das Gemeindeentwicklungsprojekt mitmachen würde. Zusammen mit einigen anderen wurde einiges an Zeit investiert. Leider bin ich etwas enttäuscht, was die spürbare Umsetzung der erarbeiteten Ergebnisse bislang betrifft.
Mit Herzblut engagiere ich mich auch für das von der Gemeinde angestoßene Projekt zur Eruierung alternativer Wohnformen, wie Mehrgenerationenhaus, Wohngemeinschaften, Betreutes Wohnen, Tiny-Häuser und Eigentümer-Mieter-Genossenschaften sowie die Nutzung beispielweise brachliegender Landwirtschaftsgebäude. Hier geht es mir persönlich insbesondere darum, das Bestehende in unserem Dorf für die Gemeinschaft zu bewahren, z. B. auch in Form von Genossenschaften, bevor es möglicherweise von Investoren zerschlagen, der Allgemeinheit entzogen und damit später für ansässige Suchende unbezahlbar wird.
Ich bin ein gläubiger Mensch, wenn auch nicht der fleißigste Kirchgänger. Unser alter Pfarrer Josef Summer hat mal zu mir gesagt, Dienst an der Familie und den Mitmenschen, sei auch Gottesdienst.
Und ich glaube, wenn man fair und aufrichtig zu anderen ist, man das auch wieder zurückbekommt."
Sascha Chowdhury, nach einem Gespräch mit Leonhard „Hardi“ Resch am 26. August 2024
(veröffentlicht in Hoagart 13 | Oktober 2024, siehe unten, Seite 18)
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