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Geologische Exkursion Antlasgraben

Geologische Exkursion Antlasgraben

Geologische Exkursion Antlasgraben

Information
Bürger | veröffentlicht am: 31 Dezember 2024 | bearbeitet am: 31 Dezember 2024

An einem neblig-kalten Novembermorgen fanden sich 27 TeilnehmerInnen aller Altersstufen am Wander-Parkplatz bei der Humplmühlsäge zu unserer Exkursion entlang des Antlasgrabens ein. 

Der Geologe Dr. Hubert Engelbrecht sollte uns auf eine spannende und äußerst interessante Entdeckungstour in die Entstehungsgeschichte unserer Geotoplandschaft Werdenfels entlang des nördlichen Randes des Murnauer Molassebeckens führen. Dieses erstreckt sich in einem schmalen Band von Sindelsdorf im Osten über 80 km bis Sonthofen im Westen. Im südlichen Bereich des Staffelsees wird es durch den prägnanten Höhenzug zwischen Murnau und Bad Kohlgrub begrenzt, nördlich von Uffing zieht sich die Auffaltung über die Höhenzüge „Auf der Platte“ zum „Spindler“ und weiter über den Kirnberg nach Westen.

Zur Entstehung des Molassebeckens zitiere ich gekürzt die Ausführungen von Dr. Engelbrecht: „Die Molasse entstand im Zeitraum von vor 33 bis 4,5 Millionen Jahren in einem flachen Vorlandbecken, das sich auf dem südlichen Teil der Süddeutschen Großscholle einsenkte und bis zum Alpennordrand reichte. Maßgebend war die alpidische Gebirgsbildung mit ihren nach Norden gerichteten Überschiebungen: Wegen der Masse des von Süden heranrückenden Gebirges bog sich der Untergrund seiner Elastizität entsprechend auflastbedingt durch, wodurch ein flaches Becken - der Ablagerungsraum der Molasse - entstanden war.

Die Ablagerungen bestehen vor allem aus Erosionsprodukten des in Hebung befindlichen Faltengebirges der Alpen; Geröll, Sand und feinere Materialien wurden über Flüsse ins Vorland bzw. in das darin zeitweise bestehende Flachmeer transportiert und abgelagert. Grobe Bestandteile wurden, im Gegensatz zu den feineren, nicht sehr weit transportiert; quarzreiche Gerölle widerstanden mechanisch dem Transport am besten und wurden vom fließenden Wasser am weitesten verfrachtet.“

Unsere Wanderung führte uns zunächst in Richtung Hechenrain zum „Streicher“. Dort wurde eine Stützmauer aus großen Findlingen von unterschiedlichsten Gesteinsarten besichtigt, die nur durch den Transport durch Gletscher aus den Zentralalpen an Ort und Stelle verbracht worden sein konnten. Unweit der Hofstelle gelangten wir entlang der Hangkante zu einem aufgelassenen kleinen Steinbruch mit Brackwasserablagerungen, aus dem in früheren Zeiten Baumaterial gewonnen wurde. An diesem künstlichen sowie drei weiteren natürlichen Aufschlüssen konnte man gute Einblicke in die unterschiedliche Sedimentschichtung aus Sandstein und Nagelfluh und interessante Erkenntnisse zu deren Faltenbildung gewinnen.

Nach dieser geländemäßig teilweise anspruchsvollen ersten Weghälfte hatten wir uns eine kleine Pause bei inzwischen herrlichem Sonnenschein verdient, bevor es querfeldein hinunter zum Antlasgraben ging. 

Hier wurde die Entstehung der vielen freien Mäander des Baches auf Grund seines geringen Gefälles und des feinkörnigen Geschiebes thematisiert. Durch Reibungsunterschiede, bedingt durch unterschiedliche Materialien am Gewässerboden, wird die Fließgeschwindigkeit an verschiedenen Stellen beeinflusst, was zu Seitenerosionen führt. Dadurch auftretende Turbulenzen verstärken die Erosion am Bachgrund und am Prallhang und bewirken ständige Materialverschiebungen mit Schleifenbildung.

An einem der so entstandenen Aufschlüsse gibt es eine hochspannende Entdeckung von Dr. Engelbrecht. Über den steil nach Süden abfallenden Molasseschichten sieht man eine wenige Zentimeter starke spätglaziale weiße Seekreide mit sehr hohem Kalkanteil (wurde früher als Baustoff benutzt) sowie eine 2-3 Zentimeter starke Schicht von Schotter und Sand, was auf ein ehemals offenes Gewässer hinweist. Darüber beginnt der ca. 2 Meter starke, nacheiszeitlich gewachsene Auenboden. Genau an dieser Schichtgrenze finden sich Relikte eines frühen historischen Bohlenwegs. Wie alt dieser von Menschen angelegte Weg tatsächlich ist, wird gerade untersucht, indem das Alter des Holzes dendrochronlogisch (Wachstumsringe) und mit Radiokohlenstoffdatierung (14C-Methode) bestimmt wird. Es wurde beim Landesamt für Denkmalpflege bereits als Bodendenkmal gelistet.

Das Rätsel haben wir nach Abschluss unserer Exkursion neben allen anderen Eindrücken noch in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen im Back & Brau diskutiert. Dr. Engelbrecht wird uns hoffentlich bald mehr dazu mitteilen können.

Zu klären bleibt, ob dieser Weg vielleicht sogar die erste und kürzeste Verbindung zwischen den Gegenden von Uffing und Schöffau war – lange bevor es diese Siedlungen, so wie wir sie kennen, gab. Wer mehr dazu weiß, darf sich gerne mit uns in Verbindung setzen!

Christiane Lottmann mit Auszügen aus dem Skript von Dr. Hubert Engelbrecht
(Gartenbauverein Uffing)

(veröffentlicht in Hoagart 14 | Januar 2025, siehe unten, Seite 42)

 

Januar 2025

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